Udo Lindenbergs Abschiedskonzert in Leipzig

Mit Udo Lindenberg erwachsen geworden, seiner Haltung, geradeaus und laut zu sagen, was man denkt, den allgegenwärtigen Gedanken der Menschlichkeit und des Friedens. Klar muss ich dabei sein, wenn er, wie angekündigt, ein letztes Mal in einem Stadion auftritt.

Es ist keine einfache Haltung. Aber Udo hat Sie durchgezogen. Und auch heute, bei diesem Konzert, erinnert er wieder daran. Seine Songs spiegeln dies und seine wieder klaren lauten Ansagen. Das Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt sei und weshalb er eingentlich immer noch singen muss „Wofür sind Kriege da?“?

Neben der gigantischen Show, dem Respekt vor dem 70jährigen Rocker, der da drei Stunden ohne Pause über die Bühne tanzt, wird man auch nachdenklich.

Wir besuchen am nächsten Tag das Völkerschlachtdenkmal. Vor 103 Jahren wurden an dieser Stelle in der Schlacht von den rund 600.000 beteiligten Soldaten 92.000 getötet oder verwundet. Tja, Udo, die Menschen lernen nicht.

Leipzig hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Die vielen Gründerzeithäuser wurden saniert. Eine schöne Stadt ist das wieder geworden. Unaufdringlich und unterscheidbar. Auffallend ist die überall herrschende Ruhe. Hektik scheinen die Leipziger nicht zu kennen.

Bei der Stadtrundfahrt stellen wir fest, dass wir wohl eine ganze Woche bräuchten, um uns all das anzuschauen, was interessant erscheint. Dazu die vielen kulturellen Möglichkeiten.

Der Mecklenburger See ist gerade 10 Minuten mit der Straßenbahn entfernt. Hier entsteht gerade eine Strandpromenade. Der Badestrand wird schon genutzt, Bushaltestelle, Imbiss, Cafes entlang des Sees, Schiffahrt, Bootsverleih, alles schon vorhanden. Häuser mit Seeblick im Bau. Wir beschließen uns  am nächsten Tag die neue Leipziger Seenlandschaft anzuschauen.

Da wir für die Seenrundfahrt zu spät kommen, fahren wir zu Störmtaler See.

Der Landschtrich war in den letzten hundert Jahren von großflächigem Braunkohletagebauen geprägt. Allein in Espenhaid verschwanden zwischen 1937 und 1996 Magdeborn und 19 weitere Siedlungen für immer.

Ende der neunziger Jahre entwickelte eine Leipziger Künstlergruppe „Kunst statt Kohle“ Kunstobjekte, die mit der Landschaft und ihrer Geschichte in Dialog treten. So entstanden der „Schmetterling“, die „versteinerte Zeit“, die „Sirenen“ und die „Vienetta“, eine auf dem Störmtaler See schwimmende Kirche.
Der Sage nach ist die Stadt Vineta wegen ihrer maßlosen Prachtentfaltung und Prunksucht in einer großen, als Gottesurteil bezeichneten Flut vor rund 1000 Jahren in der Ostsee untergegangen. Das Kunstobjekt mahnt die mit dem Energieverbrauch einhergehenden materiellen und ideellen Verluste an.
Mir sträuben sich die Haare als ich auf den Boden der Kircheninsel schaue. Überall Tafeln: „Dorfname 1382 – 1972“. Der See ist still. Still und klar. Sehr klar. Schade das es nicht etwas wärmer ist. Hier darf man auch einfach ins Wasser springen.

Am Ufer entdecke ich eine Hotelanlage. 4 Sterne sagt der Ortskundige. Auch das Restaurant sei zu teuer für das Gebotene. Mit gefällt das Hotel nicht. Gibt es Alternativen? Verwundertes: „Nö“. Aber dafür Amphibientouren, Surfen und Fliegen mittels Wasserdruck … Man schießt sich hier wohl gezielt auf eine Personengruppe ein.

Im Bistro lass ich mir noch eine typische Spreewälder Kartoffel mit Quark und Lachs schmecken. Mein Schatz isst Bismarckbrötchen. Wir sitzen zwar direkt am Waser, aber es schmeckt nicht wie an der Nordsee. Wir wundern uns, dass keine regionaltypischen Speisen angeboten werden. Ök, die suchen wir dann das nächste Mal.

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