Ein Abend im Salinenpark Bad Kreuznach

Der Tag war anstrengend. Wieder habe ich nette Menschen kennen gelernt. Ein Traumjob.

Jetzt habe ich Hunger. Also frage ich im Hotel nach einem Restaurant, möglichst mit Biergarten. 800 Meter bergab sei ein Park, dort hindurch, über die Brücke gibt es deutsche Küche. Im Brauwerk.

Ich laß das Auto also stehen. Etwas Bewegung ist gut. 800 Meter bergab, über die Straße und dann stehe ich plötzlich in einer unerwarteten anderen Welt. Ein großer Park, nicht endende Salinenwände. Für jedermann frei zugänglich. Die Sonne scheint. Ich geh hinauf um zu sehen wie intensiv der Salzgehalt in der Luft ist. Und schon bin ich naß 🙂 Ein Windhauch pustet mir zur Verdeutlichung mal eben das herabrinnende Salzwasser rüber. Eine Mutter sitzt mit ihrem Jungen vor der Wand. Sie atmen tief ein. Gesundbrunnen.

Ich geh weiter. Der ganze Park ist voller Gradierwände. Seit 1732 besteht die Saline in Bad Kreuznach, lese ich. Bis 1999 wurde Salz produziert. Die Gesamtanlage besteht aus Quellen, Leitungen, den Triebwerkgräben, Schubgestängen, Gradierwerken, Verwaltungs- und Wohngebäuden sowie dem Hochbehälter der Siederei. Acht Gradierwerke mit 1.098 Metern und etwa 9.000 m² Berieselungsfläche – beeindruckend. Derzeit sollen sechs Solequellen aktiv sein und ein 500 Meter tiefer Brunnen. Mitten im Park ist das Solebad. Idyllisch ist es eingebettet. Nur der Lautsprecher paßt nicht dazu, der militärisch anordnet jetzt das Wasser zu verlassen. Wie spät ist es denn? Ist nicht gerade Feierabend?

Ich schlendere weiter. Die Menschen lächeln mir freundlich zu, begrüßen mich, einfach so. Ich fühle mich wohl. Auf der Brücke kommt mir ein Fitnessläufer entgegen. Die ganze Brücke vibriert. Er lacht mein verdutztes Gesicht an und behauptet daran unschuldig zu sein. Dann öffnet sich ein wunderbarer Blick über das kleine Wasser rechts und links der Brücke. Wie friedlich hier alles ist. Ich steh einfach so da und atme den Augenblick.

Hinter der Brücke ist tatsächlich das Brauwerk. Schnitzel wird angeboten. Ach ja, deutsche Küche hatte die Rezeptionistin gesagt. Ich gehe in den Biergarten. Einladend breite Holzsitzgarnituren unter Bäumen. Ja, so hatte ich mir das gewünscht. Hinten stehen 2 Imbisshäuschen. Ob es da etwas zu Essen gibt? „Ich habe Hunger.“, sage ich zu dem Mann im Häuschen. „Dann nimm doch mich.“ antwortet der spontan. „Werde ich davon satt?“ frag ich, während ich mir das Lachen gerade noch so verkneifen kann. Und was tut er? Ganz Mann eben denkt er sekundenlang tatsächlich über meine Frage nach. Ok, wir brechen das ab und ich bekomme eine Spezialität der Gegend: Einen tiefen Teller voll Currysoße mit Wurstscheiben und einem Brötchen. Dann gönne ich mir noch ein Glas heimischen Weines, während mir die Blüten der Bäume wie Schnee um die Nase wehen.

Auf dem Heimweg atme ich noch einmal tief die Salzluft ein. Auf den Wiesen gehen die Enten schlafen. Was für ein wunderbarer Abend.

 

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